A review from the first concert of the music of the upcoming CD "In Handel's Shadow"
Reviews for our opening concert for the first annual FAMA--Festival für Alte Musik Aalen on July 8, 2018
08.07.2018
„Hot Love – High Voices“
(Foto: Peter Schlipf)
„SOPRANIST ROBERT CROWE VERZAUBERT DIE ZUHÖHRER“ Ein Artikel von Gerhard Krehlik (Schwäbische Post 09.07.18)
Mit einem außergewöhnlichen Konzert unter dem Motto „Hot Love – High Voices“ ist das von Sandra Röddiger und Ralf Kurek initiierte Festival Alte Musik Aalen (FAMA) am Sonntagabend in der Villa Stützel gestartet. Außergewöhnlich vor allem deshalb, weil neben der Sopranistin Annette Fischer mit dem in Frankfurt lebenden US-Opernsänger Robert Crowe auch ein Sopranist im Salon der Villa Stützel zu hören war.
Die Sopranstimmlage verbinden wir Heutigen ja ganz selbstverständlich mit einer Frauenstimme. Das war vor 400 Jahren zu Zeiten des Barock noch ganz anders. Damals verlangte das Publikum nach Männerstimmen in hoher, also Sopranlage. Es war die hohe Zeit der Kastraten, bei deren Gesang – glaubt man den Legenden – die Damen reihenweise in Ohnmacht fielen und so mancher Herr Hitzewallungen bekam.
Das war nun bei den rund 50 Besuchern in der Villa Stützel – viel mehr finden im Salon nicht Platz – offensichtlich nicht so. Trotzdem glaubte man seinen Ohren nicht zu trauen, als Crowe seine Stimme gemeinsam mit Annette Fischer im ersten Duett „Dunque mio bene“ aus einer Romeo-und-Julia-Version von Niccolo Zingarelli erklingen ließ. Der gebürtige Amerikaner, der schon an der Boston University und an der Metropolitan gesungen hat und dort ausgezeichnet wurde, verfügt über eine glockenklare, schlackenfreie, lyrisch timbrierte Sopranstimme mit einem Tonumfang von gefühlten vier oder mehr Oktaven.
Die klangliche Wirkung war in den Duetten vor allem dann unglaublich verblüffend, wenn Crowe die Oberstimme übernahm und Annette Fischer eine Terz darunter sang. Das war ganz große Kunst, die man in unserer Region so noch nicht gehört hat.
Geradezu zauberhaft interpretierte Crowe darüber hinaus solistisch die beiden unvergleichlichen Händel-Arien „Lascia ch’io pianga“ und „Ombra mai fu“ aus den Opern „Rinaldo“ und „Xerxes“.
Annette Fischer war Crowe eine ebenbürtige Duett-Partnerin und überzeugte mit einer kraftvollen, tragfähigen Stimme auch in ihren Solopartien wie etwa in der Arie „Porgi amor“ aus Mozarts „Hochzeit des Figaro“ oder „Ombre vane“ von Vivaldi. Mit spektakulären Forcierungen verlieh sie dem Abend auch eine dramatische Note, wobei sie mit ihrer kraftvollen Stimme den Salon der Villa Stützel zuweilen akustisch zu sprengen drohte. Daniela Wartenberg (Barockcello) und Michael Eberth (Cembalo) waren der Sängerin und dem Sänger sensible und zuverlässige Begleiter, präsentierten sich aber auch solistisch auf hohem Niveau. Alisha Czerlinsky vom Aalener Stadttheater versorgte die Zuhörer mit allerlei Zahlen, Daten und Fakten zu den Werken und den Komponisten.
(https://www.schwaebische.de/landkreis/ostalbkreis/aalen_artikel,-sopranist-robert-crowe-verzaubert-die- zuhörer-_arid,10899169.html)
(Foto: Herr Kullmann)
„NEUES SOMMERFESTIVAL BEGINNT MIT ‚HOT LOVE-HIGH VOICES‘“
Ein Artikel von Herr Kullmann (Aalener Kulturjournal)
Seit drei Jahren findet in der Aalener Villa Stützel (Ulmerstraße 16) ein besonderes Kulturprogramm statt, welches sich überwiegend der Alten Musik widmet. Erfolgreich, da ist selbstredend der Schritt zu einem kleinen, aber feinen Festival nicht weit. Kein musikalisches Allerweltsgezirpe soll es sein, sondern ein einwöchiges, kompaktes Musikfest mit Niveau.
Am Sonntagabend gab es einen vielversprechenden Auftakt mit dem Ensemble "Lux et Umbrae" und den beiden Sopranisten Annette Fischer und Dr. Robert Crowe. "Weiblicher und männlicher Sopran im süßesten Kampf um die Oberstimme/Oberhand in der Musik wie in der Liebe", umschreiben die beiden Veranstalter Dr. Sandra Röddiger und Dr. Ralf Kurek den musikalischen Schlagabtausch in Sachen Liebe. Und es gibt noch ein i-Tüpfelchen an diesem Abend: Musikwissenschaftlerin Alisha Czerlinsky macht kompetent nicht nur Sinn und Wesen dieser Musik verständlich, sondern auch den Unterschied zwischen männlichem und weiblichem Sopran (siehe Alisha Czerlinskys Erläuterungen)
Ein warmer Sommerabend. Die Terrassentüren stehen weit offen, ein leichter, kühler Windhauch weht vom Park in den Salon. "Ich bete an die Macht der Liebe", kommt in den Sinn, denn mit viel Wohlwollen ließe sich Gerhard Tersteegens Hymne inhaltlich wie zeitlich noch annehmen. Aber es sollte nicht um pietistische Kirchenlieder, sondern vornehmlich um Lieder aus den großen Barockopern gehen. Deshalb begann der Abend mit dem anmutigen Duett "Dunque mio bene". So etwas wie "Also meine Liebe!"
Welch schönes Bild bot sich dazu! Da sitzen gut gelaunte Menschen im Halbkreis um die Künstler, freuen sich, auf eine schöne Musik, die in extenso versprochen wurde - mit verheißungsvollem Untertitel: "Hot Love - High Voices". Kann es an einem warmen Sommerabend Schöneres geben? Sicher nicht, denn was im großen Salon der Aalener Villa Stützel zusammenkommt, ergänzt sich auf ideale Weise, hochherzige Musik des Barocks, zwei exzellente Musiker - die inzwischen in Aalen gut bekannte Daniela Wartenberg (Barock Cello) und Michael Eberth, der so blendend das Cembalo bedient - und zwei Sänger, die sich vortrefflich auf die Liebesromanzen des 17. und 18. Jahrhunderts verstehen.
Dochnichtnur,schließlichgreifendieBeidenauf einendamalsvorherrschendenHypezurück,beiextremhohen Opernstimmen in Verzückung zu geraten. Erstaunlich, aber gut verständlich für all diejenigen, die in der Villa Stützel dem Gesang von Annette Fischer und Robert Crowe lauschen. Eine stimmliche Kombination ohnegleichen, vor allem heute nur noch selten zu hören, denn Annette Fischer singt im hohen Sopran und Crow folgt in vergleichbarer Stimmlage. Einen Abend lang fechten beide um die wahre Liebe - miteinander, gegeneinander, aneinander vorbei. Mal sich verliebt gebend, mal ernsthalft, ab und an auch verzückt wie humorvoll. Immer umgeben von den einstmals so beliebten Klängen des schnurrenden Barockcellos und des verspielt klingenden Cembalos.
Während Daniela Wartenberg ihr Cello altruistisch verliebt in den Spiegel schauen lässt, die Rede ist von Vivaldis "In a Mirror" (RV 44), setzt Michael Eberth auf William Babells "Arias and Variations from Rinaldo", auf eine ausgeprägt anglo-italienische Sicht der Dinge in Sachen Liebe. "Entsinnst du dich der kleinsten Torheit nicht, in welche dich die Liebe je gestürzt, so hast du nicht geliebt!", heißt es in Shakespeares "Wie es Euch gefällt".
Mal solo, mal im Duett umkreisen Annette Fischer und Robert Crowe lustvoll das Thema. "Cosi fan tutte - So machen es alle" eben, um mit Verdi Liebe, Lust und Leidenschaft zu umschreiben. Ein ewiges Thema! Wie weiblicher und männlicher Sopran mit Händels Duett "Son nato a lagrimar" belegen.
Der Liebesschwur zeigt Folgen, denn Crowe zelebriert hernach "Nie war der Schatten einer Pflanze, lieblicher und angenehmer, süßer" - ein höchst andächtiges "Ombra mai fu" (Händel), das seinesgleichen sucht und findet, ist doch Annette Fischer dank Mozarts allseits bekanntem "Figaro" um keine Antwort verlegen: "Porgi amor". Ein Schelm, wer Schlechtes dabei denkt.
Heiße Liebe mit hohen Stimmen zelebriert bedarf eigentlich keiner Erklärung, zumal es aller Andeutungen zum Trotz gesittet zugeht; und während im realen England des 17. Jahrhunderts König Karl den Revolutionären zum Opfer fällt, träumt Henry Purcell von mystischen "King
Arthur". Crowe schreitet majestätisch in den Salon, um vom Cello begleitet in tiefem Moll bitter "Welche Macht bist Du? Die von unten mich ließ auferstehn. Unwillig und langsam aus den Betten des ewig währ ́nden Schnees?" Ein bisschen Wehmut darf schon sein. Aber, um es mit Monteverdi .zu sagen, das Schäferland der Liebe kennt kein Leid und so dürfen nach diesem Liebesliederabend unter aparten Klängen von Cello und Cembalo Annette Fischer und Robert Crowe einander zugewandt schwärmen: "Pur ti miro, Pur ti godo, dich nur anschauen, dich nur genießen - Io son tua ... Ich bin Dein - Tuo son io ... Dein bin." So schön kann Liebe sein! (https://www.aalener-kulturjournal.de/theater-musik-kunst/fama-festival-für-alte-musik-aale-eröffnung- startseite/)
(Foto: Herr Kullmann)
„HOHE OPERNSTIMMEN IN DER VILLA STÜTZEL“ Ein Artikel von Herr Kullmann (Gmünder Tagespost 09.07.18)
Aalen. Gut gelaunte Menschen sitzen im Halbkreis um die Künstler und erfreuen sich an feiner Musik. An verheißungsvoller, heißt es doch an diesem Abend: „Hot Love – High Voices“. Kann es Schöneres denn geben? Sicher nicht, zumal im Salon der Aalener Villa Stützel zusammenkommt, was zusammengehört: hochherzige Musik, exzellente Musiker (Cellistin Daniela Wartenberg, Cembalist Michael Eberth) und zwei Sänger, die sich vortrefflich auf die Liebesromanzen des 17. und 18. Jahrhunderts verstehen. Doch nicht nur – schließlich frönen sie einem damals grassierenden Hype: extrem hohe Opernstimmen.
Erstaunlich, aber durchaus verständlich für all diejenigen, die dem Gesang von Annette Fischer und Robert Crow lauschten. Eine Kombination, die eher selten zu hören ist, singt doch Annette Fischer im hohen Sopran und Crow folgt in vergleichbarer Stimmlage. Einen Abend lang kämpfen beide um die wahre Liebe: miteinander, gegeneinander, aneinander vorbei. Mal verliebt, mal ernsthaft, ab und an verzückt wie humorvoll. Immer umgeben von den warmen Klängen des schnurrenden Barockcellos und des verspielt klingenden Cembalos. Während im Solo Daniela Wartenberg ihr Cello altruistisch verliebt in den Spiegel schauen lässt, die Rede ist von Vivaldis „In a Mirror“ (RV 44), setzt Michael Eberth auf William Babells „Arias and Variations from Rinaldo“, auf eine ausgeprägt anglo-italienische Sicht in Sachen Liebe. Mal solo, mal gemeinsam umkreisen sie das Thema zu dem Purcell, Händel, Vivaldi und Co. Texte und Noten beisteuern.
Das I-Tüpfelchen war übrigens, dass Musikwissenschaftlerin Alisha Czerlinsky kompetent nicht nur Sinn und Wesen, sondern den Unterschied zwischen männlichem und weiblichem Sopran verständlich machte. Eine gelungene wie charmante Serenade, die den Auftakt des „Festivals für Alte Musik“ bildete.
(http://www.gmuender-tagespost.de/1685608)